Sommerliche Wassertemperaturen sorgen oft für Beißflauten an den Stillgewässern. Wer jetzt auf die kleineren und mittleren Flüsse in Bayern ausweicht, kann eine erfrischend aufregende Angelei erleben. In vielen Flüssen sind es jetzt kapitale Döbel, die eine tolle Fischerei bieten.
Früh morgens am Fluss.
Vor mir ragt ein Baum einige Meter weit in den Fluss. Seine Äste hängen tief ins Wasser, Wasserpflanzen und Äste haben sich darin verfangen. Das wilde Durcheinander an Treibgut ist ein idealer Unterstand. Watend arbeite ich mich auf Wurfweite an das Ziel heran. Das Wasser ist hier Brusthoch, die Strömung gemächlich.
Ich platziere den kleinen Spinner direkt vor dem überhängenden Baum. Die Strömung drückt den Köder in den Unterstand. Ich beschleunige den Köder. Keine drei Kurbelumdrehungen später ruckt es heftig in der Rute! Biss! Anhieb! Der Fisch hängt, die Rute biegt sich. Mein Gegner verlässt sofort den Unterstand. Er zieht ins Freiwasser, nutzt die Strömung geschickt für sich. Im brusthohen Wasser wird der Drill zum Balanceakt. Dann taucht der breite Kopf eines Döbels aus den Fluten auf. Als ich den Fisch über den Kescher führe, schwappt Wasser in meine Wathose. Der schöne Aitel entschädigt für den morgendlichen Kälteschock.
Döbelangeln im Sommer – erfrischend, anders, erfolgreich.
Angeln auf Döbel – unkompliziert, abwechslungsreich
Döbelangeln hat einen großen Vorteil: Spezialgerät ist nicht notwendig. Eine leichte bis mittlere Spinnrute reicht völlig aus. Dazu eine geflochtene Schnur in gut sichtbarer Farbe. Ein etwa 80 Zentimeter langes Vorfach aus transparentem Monofil (oder Flurocarbon) rundet die Montage ab. Daran werden die üblichen Köder montiert, die auch für Barsche und Forellen verwendet werden: Spinner, kleine Blinker, Wobbler – und auch Gummifische attackieren die Dickköpfe.
Eine Wathose bringt die entscheidenden Meter!
Starker Uferbewuchs oder unerreichbare Hotspots – eine Wathose bringt entscheidende Vorteile. Natürlich sollte man dabei die Sicherheit nie aus den Augen verlieren und kein unnötiges Risiko eingehen. Im Zweifel kann eine Schwimmhilfe, wie sie zum Beispiel Kanufahrer tragen, nützlich sein.
Dort wo Hänger drohen, stehen die Döbel!
Die ständige Gefahr, gefressen zu werden, haben große Döbel vorsichtig werden lassen. Sie lieben überhängende Büsche, Bäume oder Totholz. Auch dichte Krautfelder sind für uns Angler immer einen Versuch wert. Felsbrocken im Wasser, tiefe Gumpen oder die Einmündung anderer Bäche sind ebenfalls potentielle Hotspots.
Dabei gilt ein Grundsatz: Je näher der Köder am Unterstand landet, desto besser. Erfahrungsgemäß werden die Köder am heftigsten attackiert, wenn sie sich nahe am oder sogar im Unterstand befinden. Mit der Strömung kann der Angler die Köder unauffällig direkt in die Unterstände treiben lassen. Das geht natürlich am besten mit schwimmenden Wobblern, funktioniert aber auch mit sinkenden Ködern.
Diese Hotspots sind aber nicht nur erfolgversprechend, sondern können auch schnell zum Ködergrab werden. An vielen Orten ist es möglich, die Stelle mit der Wathose zu erreichen, an der der Köder „geparkt“ wurde. Dann ist das Lösen eines Hängers meist kein Problem. Allerdings ist der Hotspot dann verbrannt. An besonders erfolgversprechenden Stellen lohnt es sich, den Spot mit einem anderen Köder abzufischen, bevor man den Hänger löst. Oder man löst den Köder und kommt in einer Stunde nochmal zurück.
Außerdem sollte das Vorfach weniger Tragkraft haben, als die Hauptschnur. So ist gewährleistet, dass die Schnur unmittelbar vor dem Köder reißt. Damit spart man teure, geflochtene Angelschnur.
Mit der Strömung? Gegen die Strömung? Oder seitlich zur Strömung?
Die Fischarten im Fluss verhalten sich alle ähnlich: Sie stehen meist mit dem Kopf zur Strömung. Durch ihre Stromlinienform verbrauchen sie so nur wenig Energie. Zudem strömt ihnen das Wasser quasi von selbst durch die Kiemen. Von der Strömung lassen sich die Fische die Nahrung direkt vors Maul treiben. Dieses Wissen hilft uns, die richtige Taktik zu wählen.
Flussabwärts angeln:
Wird der Köder mit der Strömung (also stromab) geführt, macht sich der Angler diese Verhaltensweise zunutze: Der Köder kommt aus der Richtung, aus der die Fische sowieso Nahrung erwarten. Gleichzeitig müssen sie schnell zuschnappen – sonst ist die potentielle Beute wieder verschwunden. Ein weiterer Vorteil: Der Strömungsdruck lässt die Köder etwas tiefer laufen. Dafür müssen sie aber deutlich schneller geführt werden, damit sie ihr Spiel entfalten. Wer sich im Fluss gegen die Strömung bewegt, nähert sich den Fischen von hinten und bleibt dadurch wesentlich länger unbemerkt.
Flussaufwärts angeln:
Führt man den Köder dagegen gegen die Strömung (also Flussauf), steht der Köder wie die meisten anderen Fische mit dem Kopf gegen die Strömung. Auch so wird ein natürliches Verhalten imitiert. Diese Variante lässt den Köder aber länger im Sichtbereich der Döbel. Dadurch haben sie Zeit, den Köder zu betrachten und misstrauisch zu werden. Oft kommt es genau dann zu Nachläufern: Der Köder „überholt“ einen in der Strömung stehenden Döbel, dieser folgt dem Köder, packt aber nicht zu. Oft kommt es vor, dass ganze Trupps dem Köder folgen.
Seitwärts angeln:
Gerade die Unterstände am Ufer lassen sich oft nur von der Wasserseite aus befischen. Die Strömung drückt dabei den Köder seitlich weg, wodurch dieser in einem Bogen eingeholt wird. Auch diese Variante ist sehr erfolgreich, da der Strömungsdruck den Köder oft an mehreren potentiellen Unterständen vorbei treibt.
Drill in der Sommerhitze.
Etwas später entdecke ich einen weiteren Hotspot: Ein großer Stein mitten im Fluss. Dahinter hat das Wasser eine kleine Rinne geformt, einige dunkle Schatten lassen sich dahinter erkennen. Ich befische den Stein von der Seite aus. Den Köder werfe ich etwas oberhalb ein.
Durch die Strömung gelingt es mir jetzt, den Köder genau über die Rinne hinter dem Stein zu führen. Plötzlich sehe ich einige Schatten, die sich aus der Rinne lösen. Ein Trupp großer Fische verfolgt meinen Köder. Nachläufer! Ich stoppe die Einholbewegung kurz – beschleunige dann wieder. Einer der Fische stößt blitzartig nach vorne. Der Anhieb kommt zu spät – Fehlbiss. Beim nächsten Wurf kann ich den Biss verwerten, der Fisch hängt.
Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel. Ich sehne mich danach, dass mir wieder Wasser in die Wathose läuft. Sommerangeln auf Aitel – so erfrischend, so erfolgreich.