Alte Ruten in neuem Glanz

Restaurierung Schritt für Schritt

Tipps für Jugendleiter

Ob auf Flohmärkten oder bei Opas alten Angelsachen – gelegentlich findet man Ruten, die vor dem „Glasfaser- oder Carbonzeitalter“ gebaut wurden. Auf den ersten Blick fällt die Holz-Optik und der sechseckige Querschnitt auf. Diese sog. gespließten Ruten wurden aus Bambusstreifen gefertigt. Dazu spaltete man das Bambusrohr in Streifen, die dann in dreieckige Spleiße gehobelt wurden. Die Spleiße wurden dann zum sog. Blank (engl. Rohling) verleimt. So erhielt die Rute ihre typische sechseckige Form.

Oft werden diese Fundstücke zur Dekoration an den Wänden der Vereinsheime degradiert. Doch dafür sind sie viel zu schade. Meist lässt sich damit nämlich noch hervorragend angeln. Mit ein paar Handgriffen sind sie wieder fit für den Einsatz am Wasser:

Prüfen der Rute

Zuerst überprüft man, ob die Rute noch fischbar ist, d. h. ob der Bambus Feuchtigkeit gezogen und die Rute dadurch ihre Schnellkraft verloren hat. Dazu wird die Rute im 45° Winkel vorsichtig gebogen, die Spannung 20 Sekunden gehalten und dann gelöst. Schnellt die Rute wieder in Ihre Ausgangsposition zurück, ist der Blank noch in gutem Zustand und kann weiterhin verwendet werden. Eine leichte Krümmung der Rute in Ringrichtung ist normal.

Wichtige Vorbereitung: Die genaue Position der Ringe ausmessen und notieren, damit die Ringe später wieder an ihre ursprüngliche Position gesetzt werden können!

Die einzelnen Rutenteile werden durch Steckhülsen aus Messing an beiden Enden zusammengehalten. Diese Verbindungen sollten fest sitzen. Lockere Hülsen können mit Zwei-Komponenten-Kleber (Epoxidharz) wieder fixiert werden.

Die Rutenringe werden mit einem Stück Watte auf Risse und Unebenheiten überprüft. Dazu die Watte durch die Ringe ziehen und darauf achten, ob Fasern hängen bleiben. In diesem Fall muss der Ring getauscht werden. Ein Blick auf die Wicklung verrät, ob dort die Lackierung und die Wicklung noch intakt sind.

Reinigung und Zerlegen

Zum Schutz vor scharfen Klingen und Hitze sollte man bei den entsprechenden Arbeitsschritten geeignete Handschuhe tragen.

Defekte Ringe und Wicklungen werden mit einem scharfen Messer (Skalpell, Teppichmesser) vorsichtig aufgeschnitten und abgelöst.

Eine leichte Lauge aus Wasser und etwas Spülmittel eignet sich zur Reinigung von Korkgriffen. Stärkere Verschmutzungen können mit sehr feinem Schleifpapier entfernt werden.

Mit einem steil gehaltenen Teppichmesser wird die alte Lackschicht vom Blank abgeschabt. Vorsicht, dass dabei nicht die Bambusfasern beschädigt werden!

Der aufgeklebte Spitzenring lässt sich nach behutsamem Erwärmen (mit Fön, Feuerzeug, Teelicht) abziehen.

Re-Konstruktion

Die intakten alten Ringe oder neue werden an ihrer vorherigen Position mit schmalen Klebefilmstreifen fixiert und dann neu gewickelt. Ein Video dazu gibt es auch auf unserer Facebookseite. Der Spitzenring wird mit 2-K-Kleber aufgeklebt und bei Bedarf zusätzlich gewickelt.

Lackieren

In einem Raum, in dem die Rute ca. zwei Wochen in Ruhe trocknen kann und der sich gut lüften lässt, wird die Rute an den Steckhülsen erhöht aufgelegt. Auf die fertig gewickelte Rute wird Bootslack (verdünnt mit 10% Terpentinersatz) mit einem weichen Pinsel oder einem Stückchen von einem Schmutzschwamms dünn aufgetragen.

Die Wicklungen benötigen bis zu sechs Schichten, der Blank drei Schichten Lack. Zwischen den Schichten sollte mindestens sieben Stunden Trocknungszeit liegen. Die fertig lackierte Rute sollte vor ihrem ersten Einsatz etwa eine Woche vollständig austrocknen.