„Unter der Rutenspitze angeln“ erhält eine ganz neue Bedeutung, wenn die Angel sieben Meter lang ist.
Überhängende Äste, Totholz und Seerosenfelder bieten vielen Fischen Schutz und Deckung. Diese Unterstände sind oft viel näher am Ufer, als viele Angler denken. Deshalb werden sie leicht übersehen. Hier zu angeln, ist nicht einfach – aber ausgesprochen erfolgreich. Wer diese Spots mit der Bologneserute beangelt, sitzt wortwörtlich am längeren Hebel.
Es ist ein typischer Frühsommertag im Mai. Die Wassertemperatur des Baggersees hat sich in den letzten Tagen deutlich erhöht. Die ersten Seerosen breiten ihre Blätter an der Wasseroberfläche aus. Überdeutlich zeichnen sich die Konturen eines Trupps halbstarker Karpfen zwischen den Pflanzen aus. Die Fische stehen dicht am Ufer. Zwischen den Seerosen sind sie für viele Angler trotzdem unerreichbar. Und so fressen die Fische hier weiter ungestört.
Leise und unauffällig arbeite ich mich ans Ufer vor. Sorgfältig bin ich darauf bedacht, die Fische nicht zu vergrämen. Langsam schiebe ich die Rutenspitze mit dem feinen Schwimmer über die Fische. Doch dann bin ich zu unvorsichtig – ein Stein löst sich unter meinen Schuhen und rollt ins Wasser. Die dunklen Schatten schießen davon. Frustriert und etwas verdattert bleibe ich am Ufer zurück und starre aufs Wasser – Chance vertan.
Die meisten Angler kennen die Bologneseangel nur aus Zeitschriften oder dem Internet. Am Wasser aber sieht man die langen Stöcke sehr selten. Zu Unrecht, denn diese Fischerei ist spannend – und erfolgreich.
Ursprünglich wurden diese langen Ruten für die Posen-Angelei in Flüssen und Kanälen entwickelt. Das Angeln mit der Bologneserute funktioniert aber auch an Stillgewässern. Dieser Blogbeitrag will Lust machen auf diese besondere Form der Fischerei.
Das Angeln mit der Bologneserute ist ein leichtes und flexibeles Fischen: Viel Gerät braucht es nicht, um mit der Bologneseangel erfolgreich zu sein. Der Angler bleibt dadurch beweglich. Ein wichtiger Vorteil dieser Fischerei.
Rute und Rolle:
Bologneseruten sind eigentlich Stippruten, die mit Angelrollen ausgerüstet sind. Zwischen fünf und acht Meter lang sind die Bolo-Ruten. Es muss aber keine teure Spitzenrute sein – geeignete Bolos gibt es schon für etwa 30 Euro.
Auch die Rolle selbst muss weder groß noch teuer sein – kleine 1000er oder 2000er Modelle sind völlig ausreichend. Wichtig ist, dass die Bremse sauber arbeitet, damit größere Fische ruckfrei Schnur nehmen können.
Die Schnur:
Bei der ursprünglichen Bolognese-Angelei auf (kleinere) Friedfische bewegen sich die Durchmesser meist unter 0,20 Millimeter. Wer die Bolo aber vorwiegend zum ufernahen Angeln auf größere Friedfische einsetzen möchte, sollte eine Schnurstärke von etwa 0,25 Millimeter wählen. Zusammen mit dem langen Hebel der Angelrute und der sauber arbeitenden Bremse lässt sich so jeder Drill sicher beherrschen.
Die Schwimmer (Posen):
Einige Schwimmer mit unterschiedlichen Tragkräften und ein entsprechendes Sortiment Schrotbleie reichen völlig aus, um flexibel auf die unterschiedlichen Bedingungen reagieren zu können.
An der Bologneserute werden die Schwimmer „festgestellt“. Bei diesen Feststellposen wird die Angeltiefe nicht über einen Stopperknoten auf der Schnur fixiert, sondern mittels Gummiringe, die die Schnur am Schwimmer festklemmen. Die maximale Angeltiefe ist dabei die Länge der Rute. Ein weiterer Vorteil der langen Bolo-Ruten.
Posen mit Tragkräften zwischen 0,5 und ca. 4 Gramm sind ideal. So kann bei ruhigen Bedingungen sehr fein geangelt werden und bei Wind oder Strömung kann ein Schwimmer mit höherer Tragkraft montiert werden.
Die Haken:
Beim Bologneseangeln werden kleine Köder verwendet. Entsprechend klein sollten auch die Haken ausfallen. Hakengrößen zwischen 10 und 16 sind ideal. Die Stärke des Vorfachs sollte dabei nicht unter 0,20 Millimeter liegen.
Die Bebleiung der Pose:
Die richtige Bebleiung schafft die Voraussetzungen für eine sensible Bissanzeige. Das sorgfältige Ausbleien der Pose erfolgt dabei nach den gleichen Regeln, wie beim „normalen“ Posenangeln. Wer in seine Internet-Suchmaschine „Posenangeln für Einsteiger“ eingibt, findet gute Erläuterungen hierzu.
Die Angeltiefe wird so eingestellt, dass das letzte Bleischrot vor dem Haken auf dem Grund aufliegt. Dadurch ist der Köder am Spot verankert („das sogenannte Ankerblei“) und die Pose zeigt jede Bewegung am Köder sofort uns sensibel an.
Die Köder:
Als Köder eignen sich alle Angelköder, die an kleinen Haken angeboten werden können: Mais, Teig oder Maden sind ideal, aber auch grüne Erbsen oder Nudelstückchen sind einen Versuch wert.
Anders als bei vielen anderen Angelarten wird hier nur ein einzelner Köder angeboten. Dadurch wird der Köder sehr natürlich und unauffällig präsentiert. Dies ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren dieser Angelart.
Die Angelei:
Die kleinen Köder und Haken stellen sicher, dass der Köder meist sofort ganz im Fischmaul verschwindet. Taucht die Pose unter, wird ein Anhieb gesetzt. Dabei reicht es aus, die Rutenspitze zügig und bestimmt anzuheben.
Durch die lange Angelrute kann der Fisch im Drill gut geführt und von Hindernissen ferngehalten werden.
Nur das Landen der Fische ist durch die langen Ruten etwas schwieriger: Am besten verwendet man einen Kescher mit etwas längerem Stil.
Kurze Zeit nach dem ersten Fehlschlag entdecke ich eine schöne Schleie unter der Wasseroberfläche. Lautlos lasse ich den ultraleichten Schwimmer ins Wasser gleiten. Einige Maiskörner fliegen als Lockfutter einzeln hinterher. Dann passiert einige Minuten lang nichts – doch dann beginnt die Pose zu kreisen, bevor sie abtaucht. Ich schlage an. Der Anhieb sitzt. Der braune Rücken einer schönen Schleie durchbricht die Wasseroberfläche. Mit der Angelrute dirigiere ich sie sicher durch die Seerosen und lande sie sicher. Einmal mehr war die Bologneserute der längere Hebel.