Eine fast vergessene Montage
Unauffällig, einfach, verwicklungsfrei und sensibel: Das sind die wesentlichen Eigenschaften einer guten Friedfischmontage. Die Schlaufenmontage bietet all das – und trotzdem ist sie fast in Vergessenheit geraten. Völlig zu unrecht – denn sie vereint die Vorteile einer freien Leine mit dem Selbsthakeffekt einer Festbleimontage.
Ich arbeite gerne mit verschiedenen Montagen, Rigs und Vorfächern. Es reizt mich, die unterschiedlichen Wirkungsweisen auszuprobieren. Vor einigen Jahren bin ich in einem alten Angelbuch über die Schlaufenmontage gestolpert. Und nach einigen Versuchen habe ich sie sehr zu schätzen gelernt.
Wenn ich mich für die nächsten Jahre meines Anglerlebens auf eine Montage festlegen müsste, dann wäre es genau diese die Schlaufenmontage.
Um sie zu binden, braucht es – außer einem Blei mit Öse und einem Vorfachhaken – keine weiteren Zubehörteile. Dadurch lässt sie sich auch in jeder Situation, in Dunkelheit oder mit frostklammen Fingern, sicher binden.
Egal ob sie weit geworfen oder im Nahbereich ausgelegt wird: Sie ist nahezu völlig verwicklungsfrei. Sie lässt sich in der Strömung ebenso fischen wie im Stillwasser. Sie lässt sich mit leichten und schweren Bleien fischen und ist trotzdem unauffällig und sensibel. Und wenn der Anhieb mal zu spät kommt, hakt sich der Fisch trotzdem selbst.
Als Fischereiaufseher bin ich viel am Wasser unterwegs und bekomme bei den Kontrollen auch einige – teils sehr skurrile – Montagen zu sehen. Die Schlaufenmontage ist mir dabei nie begegnet. Vielmehr erntet sie an meinen eigenen Ruten regelmäßig skeptische Blicke: Sie sieht einfach so völlig anders aus, als die üblichen Montagen.
Dabei bietet diese Montage gerade auch Junganglern und Anfängern große Vorteile. Deshalb ist es an der Zeit, diese Montage aus der Vergessenheit zu holen und ihr diesen Beitrag zu widmen.
Wie wird diese Montage gebunden?
Der Name verrät es schon: Im Endeffekt besteht diese Montage lediglich aus mehreren Schlaufen, die mit Schlaufen- oder Achterknoten (an der großen Schlaufe) oder mit einfachen Überhandknoten (an den kleinen Schlaufen) gebunden werden. Sie ist einfach zu binden, aber schwer zu beschreiben. Deshalb soll nachfolgendes Bild die Montage veranschaulichen:
Das Blei kann also auf dem Seitenarm der Schlaufe frei laufen, bis sie durch das Ende der Schlaufe gestoppt wird. Die Schlaufenmontage ist deshalb auch eine halb-feste Montage („Semi-Fixed“). Der Fisch kann den Köder ohne Widerstand aufnehmen und erst nach einigen Zentimetern stößt er auf Widerstand: Das Ende der Schlaufe sorgt für den Selbsthakeffekt.
Wie wird diese Montage gefischt?
Prädestiniert ist diese Montage für alle Angelarten, bei denen die Bissanzeige über die Rutenspitze erfolgt – also Feeder- und Winkelpickerruten. Da das Blei auf dem Nebenarm gleitet, zeigt die Rutenspitze den Biss an, noch bevor der Fisch das Blei spürt. Der Anhieb wird beim ersten Zupfen der Rute gesetzt – und der Haken sitzt dadurch meist sicher vorne im Fischmaul.
Sie kann aber auch mit allen anderen Grundruten gefischt werden, wobei hier aber meistens der Selbsthakeffekt der Schlaufenmontage genutzt wird.
In welchen Situationen lässt sich diese Montage fischen?
Die Schlaufenmontage ist zu nahezu frei von Verhedderungen. Wer also mit Gewaltwürfen auf weite Distanz kommen möchte, ist mit dieser Montage bestens bedient. Aber auch im Nahbereich funktioniert sie einwandfrei. In leicht bis mäßig strömenden Gewässern lässt sich diese Montage ebenfalls gut verwenden – die Schlaufe wirkt hier wie eine Seitenarmmontage. Lediglich in stärkerer Strömung bauen die Schlaufen einen zu starken Wasserwiderstand auf und ein großer Schnurbogen entsteht oder das Blei wird abgetrieben.
Welche Nachteile hat diese Montage?
Auch die Nachteile dieser Montage sollen nicht verschwiegen werden.
Erstens: Im Verhältnis zu anderen Montagen sind viele Knoten notwendig – und jeder Knoten stellt eine potentielle Sollbruchstelle in der Montage dar. Wer jedoch auf sorgfältig gebundene Knoten achtet, ist auch hier auf der sicheren Seite.
Zweitens: Reißt die Hauptschnur, so läuft das Blei in der Schlaufe und ein Fisch hat keine Möglichkeit, sich vom Gewicht des Bleis zu befreien. Hat das Vorfach aber weniger Tragkraft als die Hauptschnur (und damit die Schlaufe), reißt in den allermeisten Fällen lediglich das Vorfach.
Die vorsichtig beißenden Schleien sind einer meiner liebsten Zielfische. Das Exemplar des Titelbildes biss auf ein einzelnes Maiskorn, angeboten mit der Schlaufenmontage. Als Wurfgewicht diente ein Futterkorb gefüllt mit Dosenmais und Haferflocken.
Florian Langer