Spaß, Nutzen und Risiko sitzen oft in einem Boot
Das Wochenende vom 19. – 20.05.2018 stand ganz im Zeichen der Umweltbildung und Sicherheit. Unsere Leidenschaft in freier Natur birgt einerseits verschiedene Gefahrenpotentiale, andererseits gibt es aber so viel Interessantes sowie Nützliches zu entdecken und zu erleben – auch etwas abseits der Gewässer. Mit dem nötigen Wissen kann das Erlebnis Natur für Jugendleitung und Nachwuchs sinnvoll erweitert werden. Gleichzeitig werden Risiken schneller erkannt und damit vermindert – eine echte Win-Win-Situation sozusagen! Dieses Jahr haben wir uns für den ersten Seminartag das Thema Heimische Pflanzen vorgenommen. Unter der Leitung unserer Fachreferentin, der professionellen Kräuterpädagogin Angelika Spöri, begaben wir uns in die Welt unserer heimischen Flora – und hier gab es wirklich einiges zu entdecken! Der Erste-Hilfe-Kurs am zweiten Seminartag bereitete unsere anwesenden Jugendleitungen perfekt auf Zwischenfälle vor. Gerade bei Aktionen mit der Jugendgruppe in der Natur, im Umgang mit Messern, Haken, oder ähnlichem, besteht trotz verantwortungsvoller Aufsicht stets ein gewisses Restrisiko. Die Kursinhalte wurden nach den neuesten Standards durchgeführt und vermitteln große Sicherheit in solch unangenehmen Situationen, in denen eine gute Struktur und korrektes Handeln auch Leben retten kann!
Heimische Gewächse – unglaubliche, fast vergessene Potentiale
Begonnen wurde der erste Seminartag nach einer kurzen Vorstellung untereinander mit einer ausgedehnten Kräuterwanderung. Die tolle Umgebung rund um unsere Unterkunft, dem Waldheim Weißenstadt, war mit Wiesen und Wald hierfür perfekt. Was uns Frau Spöri bei dieser Geländebegehung für interessante Fakten zu den dort wachsenden Pflanzen erzählte, versetzte die Gruppe nicht nur einmal in großes Staunen. Vom hohen Vitamingehalt, über kulinarische Highlights, bis zu nachgewiesenen Heilkräften war wirklich alles dabei. Umso erstaunlicher ist es, dass es sich hierbei um Pflanzen wie die Brennnessel, den Giersch oder den Löwenzahn handelt! Zugleich ist es natürlich sehr schade, dass dieses Wissen kaum mehr verbreitet ist. Jedenfalls ist es ökologisch und für die Gesundheit sinnvoll, einmal in den Wald und auf die Wiese zu gehen und nach den entsprechenden Gewächsen zu suchen, anstatt sich im Drogeriemarkt Präparate zu kaufen. Allein die Zeit in der Natur trägt ihr Übriges zu unserem Wohlbefinden bei.
Doch nicht nur Gewächse mit wohltuenden Eigenschaften wurden uns vor Augen geführt, auch höchst giftige Vertreter waren dabei. Die Tollkirsche oder die Einbeere sind nur zwei Beispiele für Pflanzenarten, denen man nur mit äußerster Vorsicht begegnen sollte. Im Zweifel gilt immer: Lieber die Finger weg, als ein unnötiges Risiko einzugehen!
Köstlichkeiten aus der Natur – ökologisch, gesund, lecker
Während unserer Kräuterwanderung sammelten die Teilnehmer/-innen verschiedene Gewächse unter Anleitung von Frau Spöri ein, um diese am Abend zu verschiedenen Köstlichkeiten zu machen. Dazwischen gab es eine Powerpoint-Präsentation, in der die zuvor gesammelten Eindrücke nochmals vertieft und ggf. ergänzt wurden. Die gemeinsame Zubereitung nach ausgewählten Rezepten verdeutlichte allen Anwesenden nochmals, wie vielseitig und sinnvoll viele unserer Gewächse genutzt werden können. Die Ergebnisse konnten sich mehr als sehen lassen und schmeckten z.B. in Form von Salaten oder Aufstrichen wirklich klasse! So ging der erste Seminartag mit rundum zufriedenen Gesichtern und vollen Mägen zu Ende.
Tag 2: Erste-Hilfe – Nur Handeln rettet Leben
Unser zweiter Seminartag drehte sich einzig und allein um den Erste-Hilfe-Schein nach den neuesten Standards. Denn die Richtlinien für einige Erste-Hilfe-Maßnahmen ändern sich gelegentlich – besonders Herzdruckmassage und Beatmung sind hier zu nennen. Unter der Leitung von Hermann Krisch, Geschäftsführer des Erste-Hilfe-Unternehmens MediTek in Marktredwitz und professioneller Erste-Hilfe-Ausbilder, wurde zunächst die Grundausrüstung erläutert: Was gehört in einen Erste-Hilfe-Kasten, wieviele Warnwesten sind im PKW vorgeschrieben, welche nützlichen Helferlein gibt es sonst noch, uvm. Außerdem wurden die ersten Schritte bei Zwischenfällen erklärt: Bewertung der Situation und des Zustandes der verunglückten Person, Rufen des Rettungsdienstes und das Verhalten bis zu dessen Eintreffen. Grundsätzlich gilt die Devise: Jede Person vor Ort ist in solchen Situationen zur Hilfe verpflichtet – dabei ist es egal, ob es das Rufen des Rettungsdienstes, Unterstützung bei der Sicherung der Unfallstelle, oder ein direktes Eingreifen ist. Nicht jedem Menschen kann zugemutet werden, dass er direkt erste Hilfe leistet. Aber man kann immer unterstützen. Wer überhaupt nicht hilft, macht sich strafbar!
Stabile Seitenlage – Schutz vor Ersticken
Reanimationsmaßnahmen – Herzdruckmassage hat Priorität
Je länger der Erste-Hilfe-Kurs her ist, desto mehr unterscheiden sich teils die entsprechenden Richtlinien. Standard ist jedoch schon immer die sogenannte stabile Seitenlage – sie ist dann anzuwenden, wenn die Person bewusstlos oder bewegungsunfähig ist und soll in erster Linie ein Ersticken durch Speichel, Blut oder ähnliches verhindern. Hat die betreffende Person keinen Puls mehr und muss reanimiert werden, gilt: Die regelmäßige Herzdruckmassage hat absolute Priorität! Wurde die Herzdruckmassage früher in jedem Fall durch Beatmungsmaßnahmen unterbrochen, sollte man dies, wenn überhaupt, mindestens zu zweit machen. Ist man alleine am Unfallort, sollte man bestenfalls allein die Herzdruckmassage durchführen, bis Hilfe eintrifft. Die Frequenz der Herzdruckmassage beträgt 2 mal drücken in der Sekunde. Entschließt man sich zu einer zwischenzeitlichen Beatmung, wird nach 30 Herzdruck-Wiederholungen zweimal kurz beatmet und die Herzdruckmassage unmittelbar fortgeführt. Aus diesem Grund ist es ratsam, zu zweit zu agieren, da die Unterbrechungen der Herzmassage so kurz wie nur möglich gehalten werden sollten. Hier ist es optimal, wenn die eine Person während der Herzmassage laut bis 30 zählt, während die andere dann direkt die Maßnahme zur Beatmung durchführt – so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Wissen und Übung schafft Sicherheit
Eines war allen Beteiligten am Ende des zweiten Tages Klar: Unser Nachwuchs wird definitiv und in vielerlei Hinsicht von den vermittelten Inhalten profitieren! Am ersten Tag lernten wir unsere heimische Flora besser kennen sowie schätzen – von nützlichen Gewächsen mit ihren vielfältigen und erstaunlichen Eigenschaften, bis zu Pflanzen mit Giften, die nicht weniger eindrucksvoll sind. Es geht in der allgemeinen Betrachtung um Respekt vor der Natur – und der ist besonders in der Angelfischerei ein sehr wichtiges Gebot, das vermittelt und vorgelebt werden muss. Die Kursinhalte unter Frau Spöri haben diesen Aspekt definitiv noch weiter hervorgehoben und erweiterten in dieser Hinsicht den Horizont aller Anwesenden!
Der zweite Seminartag unter Herrn Krisch hat unseren Jugendleitungen besonders Sicherheit vermittelt – einer der wichtigsten Aspekte überhaupt in der Jugendarbeit allgemein! Glücklicherweise kommt es nicht allzu oft vor, dass schwerwiegendere Zwischenfälle in der Arbeit mit der Jugendgruppe passieren. Umso wichtiger ist es aber, dass man bei einem solchen Vorfall bestens darauf vorbereitet ist. Das vermittelte Wissen sowie die praktischen Übungen bereiteten unsere Teilnehmer / -innen bestmöglich auf Ernstfälle vor, sodass sie ihrer ehrenwerten Aufgabe weiter mit größtmöglicher Verantwortung nachkommen können!
Im Namen der Bayerischen Fischerjugend kann ich mich nur bei allen Beteiligten für ihr Engagement bedanken! Bis zum nächsten Mal!
Dominik v. Hunoltstein, Seminarorganisation