Eine Rolle fürs Fingerspitzengefühl

Fischen mit der Centrepin

Ob Stationärrolle, Fliegenrolle oder Baitcaster – eine Rolle gehört zu den meisten Angeltechniken. Neben diesen klassischen Typen gibt es eine weitere Rollenart – die Centrepin oder auch Nottinghamrolle. Aufgrund ihrer Bauart ist sie perfekt für das Angeln im Fluss mit der abtreibenden Pose geeignet.

Bauweise und Funktion

„Warum angelst du denn mit Fliegenrolle und Schwimmer?“ fragen Passanten oder andere Angler oft (etwas spöttisch), wenn man mit Centrepin und Matchrute unterwegs ist. Auf den ersten Blick ähnelt die Centrepin tatsächlich einer Fliegenrolle. Sie ist aber ganz anders gebaut:

Die Schnur ist auf eine Spule aus Metall aufgewickelt. Diese Spule wird in der Mitte auf einen Metalldorn gesteckt, der am Gehäuse befestigt ist. Daher der Name: centre (engl.) bedeutet Mitte, und pin (engl.) bedeutet Dorn, Stift oder Nagel. Bei einer Centrepin handelt es sich um ein Präzisionswerkzeug. Verleiht man der Spule Schwung, kann sie sich bis zu einige Minuten lang drehen (je nach Qualität der Rolle) – fast wie das legendäre Perpetuum Mobile. Die Centrepin hat keine Bremse, denn gebremst wird sie mit dem Daumen, der auf die Spule gedrückt wird. Die meisten Pins haben zwar eine Ratsche, diese dient aber hauptsächlich zur Fixierung der Schnur während des Rutentransports oder beim Abhaken und Versorgen des Fangs.

Trend aus England

Wie der englische Name unschwer vermuten lässt, stammt die Centrepin ursprünglich aus England. Mittlerweile hat sie aber auch bei uns immer mehr Freunde, denn für das Angeln im Fluss gibt es kaum eine besser geeignete Rolle. Einsteigermodelle sind für ca. 50 Euro zu bekommen. Liebhaber geben durchaus auch mehrere hundert Euro für eine Rolle aus. Tipp für den schmalen Geldbeutel: Eine gebrauchte Centrepin mag nicht mehr kosmetisch perfekt sein, hat aber nichts von ihrer Qualität/Zuverlässigkeit eingebüßt. Gerade auf Auktionsplattformen lassen sich immer wieder gute Angebote finden.

Vorteile der Centrepin

Möchte man einen Schwimmer im Fluss treiben lassen, muss man konstant Schnur geben. Bei einer Stationärrolle muss dazu der Bügel aufgeklappt werden und die Schnur muss kontrolliert durch die Finger gleiten, damit sie sich nicht verheddert und der Kontakt zur Pose stets erhalten bleibt. Beißt nun ein Fisch, muss für einen Anschlag erst der Bügel zurückgeklappt und lose Schnur aufgekurbelt werden. Wertvolle Sekunden verstreichen und der Anhieb erfolgt oft zu spät.

Da die Centrepin direkt mit dem Daumen kontrolliert wird, ist der Angler quasi eins mit der Rolle. Der eigene Finger ist eine sehr viel feinfühligere Bremse als jede noch so exakt justierte Stationärrolle. Flieht der Fisch mit dem Haken oder zerrt ein verärgerter Karpfen durch Kopfschläge kräftig an der Schnur, kann man unmittelbar reagieren und Schnur geben. Das erlaubt den Einsatz von leichteren Ruten und einer wesentlich dünneren Schnur. So gelingt die Präsentation der Montage noch unauffälliger.

Mehr über das Angeln mit der driftenden Pose erfährst du in unserem Beitrag „Driftangeln“.