Eine Schritt-für-Schritt Anleitung von unserem Jugendreporter Tim Rauhmeier
Rutenbau – ein Thema bei dem viele als erstes teure Bambusruten und erfahrene Altmeister im Sinn haben. Aber eine Angelrute zu bauen ist einfacher als man denkt! Doch warum sollte ich mir eine Rute bauen, wenn es im Laden hunderte zu kaufen gibt? Ganz einfach: man kann sie sich so bauen, wie man es gerne hat, es macht Spaß und wenn man die richtigen Einzelteile kauft, bekommt man für sein Geld oft eine bessere Angel als im Laden! (vor allem bei Fliegenruten).
Ich habe hier mal eine Schritt-für-Schritt Anleitung gemacht, die die wichtigsten Punkte abdeckt:
Das braucht ihr für eure Rute:
- Einen Rohling (Blank)
- Eine Wickelbank (kann man einfach selber bauen)
- Einen Rollenhalter (in meinem Fall hier einer mit Trigger-Griff, da ich mir eine Baitcaster-Rute baue)
- Einen Satz Ringe (Fertige Sätze gibt es schon fertig zu kaufen, der Spitzenring muss aber immer separat und passend zum Blankdurchmesser gekauft werden)
- Griffe (die gibt´s in Kork oder wie hier in Duplon)
- Winding Checks (= Ringe, die einen Übergang zwischen Griffen und Blank bilden)
- Einen Abschluss zum Rollenhalter (das kann ein Griff sein, hier ist es ein spezieller Ring in passendem Durchmesser)
- Rutenbau-Faden in Stärke D (den gibt´s in allen möglichen Farben, hier könnt ihr eurer Kreativität freien Lauf lassen! Meistens ist aber schwarz eine gute Wahl)
D ist die größte Stärke und deshalb am Anfang einfacher handzuhaben - Eine Abschlusskappe (damit euer Blank hinten verschlossen ist)
- Malerkrepp (idealerweise in verschiedenen Breiten)
- 2-Komponenten Rutenbau-Lack
- 2-Komponenten Epoxy-Kleber (gibt´s im Baumarkt)
- Ein Hakenhalter (optional, wird aber genauso wie ein Ring montiert)
- Werkzeuge (die werden im Laufe der Anleitung aufgeführt)
Jetzt, wo wir alle Materialien haben, fangen wir mit dem Bauen an! Als erstes suchen wir den sogenannten „Springpunkt“, nach dem wir unsere Rute ausrichten: Dazu biegt ihr einen Rutenteil (vorsichtig!) auf einer geraden Oberfläche, z.B. einem Tisch und rollt diesen langsam hin und her. Dabei solltet ihr merken, dass der Blank in zwei Positionen „springt“.
An der Stelle, an der das am stärksten der Fall ist macht ihr eine Markierung. Das müsst ihr bei einer mehrteiligen Rute bei jedem Rutenteil machen. Ich wickle dazu etwas Kreppband um den Blank und mache dann einfach mit einem Filzstift einen Strich.
Als nächstes kommt der hintere Griff: (bei einer Fliegenrute fällt der natürlich weg)
Oft passt der Griff nicht zu 100% auf den Blank, aber das ist nicht schlimm! Jetzt könnt ihr ihn ganz einfach passend machen, sodass er sich ohne Kraftaufwand bis ans Ende des Blanks schieben lässt:
(Dafür eignen sich am besten runde Feilen)
Als nächstes wird der zugehörige Winding-Check aufgeschoben:
Jetzt könnt ihr den anderen Griff und den Rollenhalter aufschieben und die Länge des hinteren Griffstücks bestimmen:
Bei einer Spinnrute sollte dabei der hintere Griff in etwa bis zum Ellenbogen reichen, aber ihr könnt das so bestimmen wie es euch am besten passt!
Jetzt markiert ihr euch, wo Rollenhalter und Griff sein müssen:
Ganz wichtig: die Winding Checks nicht vergessen, also schiebt sie jetzt in der richtigen Richtung auf, denn nach dem nächsten Schritt kann man sie nicht mehr anbringen!
Jetzt wird mit dem Kreppband unterfüttert:
Das sorgt dafür, dass zwischen Blank und Rollenhalter bzw. Griff kein Spiel ist.
Wie beim hinteren Griff sollte man hier die Teile ohne großen Kraftaufwand aufschieben können.
Tipp: wickelt lieber ein bisschen zu viel Kreppband auf, es ist viel leichter, ein wenig abzuziehen, als einen kleinen Fetzen aufzukleben.
Jetzt könnt ihr nochmal alle Teile ohne Kleber anbringen, um sicher zu gehen, dass alles so sitzt, wie es euch passt:
Wenn es euch so gefällt, wie es ist, könnt ihr die Teile mit dem 2K-Epoxy-Kleber festkleben.
Dazu zieht ihr die Teile wieder ab und bringt den Kleber auf den Blank und das Kreppband auf.
Um überschüssigen Kleber wegzuwischen eignen sich Nagellackentferner und Küchenpapier ideal.
Jetzt ist es wichtig, dass ihr den Rollenhalter nach dem Springpunkt ausrichtet:
Der Springpunkt bedeutet immer „oben“, also muss bei dieser Baitcast-Rute der Rollenhalter nach oben zeigen und in einer Flucht mit dem Springpunkt stehen.
Bei einer Spinnrute muss das genau anders herumsein, der Rollenhalter muss also nach „unten“ zeigen. Am besten macht ihr euch dazu eine zweite Markierung auf dem Kreppband auf dem ihr den Springpunkt gemacht habt.
Als nächstes klebt ihr, ebenfalls mit dem 2K-Epoxy-Kleber, den Spitzenring auf. Die Ausrichtung ist die gleiche wie beim Rollenhalter, also Baitcaster: „oben“ und Spinnrute: „unten“.
Ist der Kleber ausgehärtet, könnt ihr mit den Laufringen anfangen:
Zur Ringaufteilung gibt es eine Formel, die mit einer Google-Suche leicht zu finden ist. Die würde hier aber den Rahmen sprengen. (Einfach „Ringaufteilung Rutenbau“ eingeben, da kommt man schnell an Informationen)
Am einfachsten ist es, man schaut sich eine ähnliche Rute an, denn wichtig sind im Grunde nur drei Dinge:
- Der Abstand vom Rollenhalter zum ersten Ring sollte groß genug sein
- Der Ringabstand wird zur Spitze hin immer kleiner
- Die Ringe werden zur Spitze hin kleiner
Die Position der einzelnen Ringe markiert ihr euch mit einem Stift und fixiert den passenden Ring mit einem Streifen Kreppband am Blank:
Am besten richtet ihr den Ring jetzt schon so gut es geht aus, feine Anpassungen sind später aber immer noch möglich.
Wie man im Bild sieht, ist der Ringfuß angeschliffen. Das erleichtert euch das Leben sehr, denn der Faden lässt sich so viel einfacher auf den Ring wickeln. Mit einer Feile oder einem Schleifstein ist das schnell gemacht, bei manchen Rutenbau-Shops kann man das aber machen lassen.
Jetzt wird gewickelt!
Dazu braucht ihr die Wickelbank. Die gibt es zu kaufen, aber selbst bauen ist auch kein Hexenwerk.
Rein theoretisch geht es auch komplett ohne eine Wickelbank, aber mit ist es um einiges angenehmer (zumindest meiner Meinung nach)
Das Wickeln erfordert ein wenig Feingefühl, aber mit ein bisschen Übung kriegt das jeder hin! Es hilft, wenn ihr am Anfang einen dickeren Faden verwendet.
Zu Beginn legt ihr den Faden überkreuz und wickelt 5-6 mal über das kurze Ende; jetzt sollte die Wicklung fest auf dem Blank sitzen und ihr könnt das kurze Ende abschneiden.
Jetzt wickelt ihr einfach ohne, dass Lücken entstehen auf den Ring und bis ca. 5mm vor das Ende des Ringfußes. Dort angekommen bindet ihr eine kleine Schlaufe aus Faden ein:
Dann wickelt ihr die Ringwicklung fertig bis zum Ende des Ringfußes.
Zum Abschluss der Wicklung schneidet ihr dann den Faden ab und steckt das abgeschnittene Ende durch die Schlaufe (WICHTIG: einen Finger dabei auf die Wicklung drücken, sonst geht sie auf!!).
Als nächstes zieht ihr die Schlaufe zu, bis sie nur noch ein ganz kleines Stück vor der Wicklung rausguckt:
Jetzt könnt ihr euren gewickelten Faden abschneiden. Dabei ist es wichtig, dass ihr ihn so knapp wie möglich abschneidet. Ich verwende dafür Rasierklingen aber die sind nicht ganz ungefährlich. Eine feine Nagelschere oder eine Schere zum Fliegenbinden eignen sich ebenfalls super und sind wesentlich sicherer.
Das sollte dann so aussehen:
Als nächstes zieht ihr die Schlaufe in einem 45º-Winkel mit einem kurzen Ruck komplett durch.
Dadurch verschwindet das Ende des Fadens unter der Wicklung und fixiert so das lose Ende.
Ist die Wicklung fertig, sollte sie so aussehen:
Tipp: Falls es Lücken in der Wicklung gibt, könnt ihr einfach mit der Rückseite einer Nagelschere oder der Oberseite eines Fingernagels mit ein wenig Druck über die betroffene Stelle streichen; dadurch rutschen die einzelnen Wicklungen wieder näher aneinander.
Und nicht vergessen: An die Winding Checks und an die Steckverbindung(en) der Rute müssen auch noch Wicklungen! Die müssen zwar nicht lang sein, gehören aber auch dazu.
Als letztes wird lackiert:
Dazu mischt ihr zuerst den 2K-Rutenbau-Lack so, wie es vom Hersteller angegeben ist (das ist zwar bei allen relativ gleich, es gibt aber fast immer kleine Unterschiede).
Als nächstes nehmt ihr einen Pinsel passend zur Breite der Wicklung (Borstenpinsel eignen sich hervorragend) und verteilt damit den Lack auf der Wicklung, dabei sollte die Rute immer ein wenig rotiert werden, sodass sich der Lack gleichmäßig verteilt. Zusätzlich wird ein paar Millimeter außerhalb der Wicklung lackiert (zu sehen in den nächsten Bildern), dadurch hält der Lack nicht nur auf dem Faden, sondern auch auf dem Blank. Diesen „Rand“ kann man mit ein wenig Tesafilm abkleben, ich mache das aber lieber mit ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl.
Zwangsweise entstehen dabei kleine Bläschen, die sind aber leicht zu entfernen!
Dazu erhitzt ihr (vorsichtig!!!) den Lack mit einem Feuerzeug.
Hier ist Vorsicht geboten, da der Lack sich bräunlich verfärbt wenn er zu heiß wird, also lieber ein wenig Zeit lassen, denn diese Rutenbau-Lacke sind mehrere Stunden lang bearbeitbar bevor sie fest werden. Das heißt aber auch, dass sie lange zum Aushärten brauchen, deshalb müsst ihr die Rute für die ersten 1-2 Stunden (je nach Herstellerangabe) langsam rotieren, damit der Lack gleichmäßig verteilt bleibt und nicht zu einer Seite absackt.
Nach 2 Tagen trocknen ist eure erste selbst gebaute Rute dann fertig!
Es ist dann wie mit selbst gebundenen Fliegen, man freut sich dann um so mehr über den gefangenen Fisch (zumindest ist das bei mir so :D)
Ein Beitrag von unserem Jugendreporter Tim Rauhmeier